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Intelligenzduell Mensch gegen Affe |
Menschenaffen ähneln den Menschen, und sie beweisen oft erstaunliche Intelligenz: Sie benutzen Werkzeuge, verfolgen gemeinsame Strategien und kommunizieren. Trotzdem muss es einen entscheidenden Unterschied geben. Schließlich beherrschen Menschen den Planeten, nicht Schimpansen oder Orang-Utans. Offensichtlich sind Menschen klüger. Aber worin besteht ihre intellektuelle Überlegenheit? Eine naheliegende Vermutung ist, dass Menschen ganz einfach grundsätzlich intelligenter sind als Menschenaffen. Dazu passt die Tatsache, dass das menschliche Gehirn durchschnittlich etwa dreimal so groß ist wie das eines Menschenaffen. Aber wie sich die kognitiven Fähigkeiten der Affen tatsächlich von den menschlichen unterscheiden, konnte bisher niemand genau sagen. Jetzt haben Forscher am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erstmals einen Test entwickelt, mit dem sich die Intelligenz von Menschen und Menschenaffen direkt vergleichen lässt. Die Ausgangsüberlegung der Wissenschaftler: Wenn Menschen grundsätzlich und in jeder Beziehung schlauer sind als Affen, dann müsste sich diese intellektuelle Überlegenheit auch schon bei kleinen Kindern deutlich zeigen – bei Kindern, die noch nicht Lesen oder schriftliches Rechnen gelernt haben. Um das zu überprüfen, entwickelten die Forscher sechzehn Aufgaben, um die kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Menschenaffen erstmals systematisch zu vergleichen. Im Kongo, in Uganda, Indonesien und Leipzig testete Esther Herrmann die Intelligenz von 105 Kindern und 138 Menschenaffen Im Gebrauch von Werkzeugen stellen sich Menschenaffen cleverer an als kleine Kinder! Was ihre allgemeine Intelligenz angeht, sind Schimpansen und Orang-Utans menschlichen Kindern also durchaus ebenbürtig. Um dem intellektuellen Unterschied zwischen Menschen und Affen auf die Spur zu kommen, führten die Wissenschaftler eine zweite Serie von Tests durch. Dabei ging es um soziales Verstehen: Aufgaben, bei denen die Probanden mit dem Versuchsleiter kommunizieren mussten. Und hier zeigten sich tiefgreifende Unterschiede. Bei allen Tests, bei denen es darum ging, Hinweise zu deuten oder etwas nachzumachen, waren die Kinder deutlich besser als die Affen. So sollten bei einem Test Kinder und Affen ein unter einem Becher verstecktes Objekt finden, auf das die Versuchsleiterin mit dem Finger zeigte. 91 Prozent der Kinder verstanden den Fingerzeig sofort, dagegen nur 61 Prozent der Schimpansen und 65 Prozent der Orang-Utans. Noch deutlicher fiel das Ergebnis bei einem anderen Test aus, bei dem es darum ging, ein Objekt aus einem Röhrchen zu holen – so, wie es die Versuchsleiterin vorgemacht hatte: Während 86 Prozent der Kinder diese Aufgabe lösten, waren es bei den Schimpansen nur zehn und bei den Orang-Utans sieben Prozent. Der entscheidende Unterschied zwischen der Intelligenz von Menschen und Menschenaffen ist damit das, was die Leipziger Wissenschaftler als "kulturelle Intelligenz" bezeichnen. Es ist eine Fähigkeit, die schon kleine Kinder haben: Mühelos gelingt es ihnen, neues Wissen und neue Fertigkeiten zu erwerben, indem sie mit anderen kommunizieren und die Verhaltensweisen anderer nachahmen.
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