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Fleischeslust im Dschungel

 

Fleischeslust im Dschungel

 

Wenn Obst knapp wird, erlegen und vernaschen die eigentlich als Vegetarier bekannten
Orang-Utans auch mal gerne einen Plumplori.
Eine entsprechende Beobachtung haben nun Biologen im Urwald Indonesiens gemacht:
Sie konnten dokumentieren, wie eine Orang-Utan-Mutter eins der putzigen
Äffchen erbeutete und die Mahlzeit dann mit ihrem Kind teilte.
Orang-Utans ( Pongo abelii) gelten eigentlich als Vegetarier,
denn ihre Ernährung basiert auf Obst und anderen pflanzlichen Produkten.
Dieses friedfertige Image war allerdings schon vor der aktuellen Studie zunehmend ins Wanken
geraten, denn es gab vereinzelte Berichte,
die nahelegten, dass die Menschenaffen bei Gelegenheit auch tierische Kost nicht verschmähen
und sogar aktiv auf Jagd gehen.
Nun konnten Biologen um Madeleine Hardus von der Universität Amsterdam dies durch
Filmaufnahmen eindeutig belegen.

Aus dem Baum geschüttelt und in den Kopf gebissen

Ihre Beobachtung machten die Forscher, als sie gerade das Verhalten des
Orang-Utan-Weibchens ?
Yet? und ihrem Kind ?Yeni?
untersuchten, die in einer Baumkrone nach Futter suchten.
Die Orang-Utan-Dame erspähte dabei plötzlich einen Plumplori
( Nycticebus coucang).
Diese kleinen Affen sind bekannt für ihr kindliches Aussehen ?
empfinden sie als sehr niedlich.
Orang-Utans scheinen die großen Kulleraugen dagegen wenig zu rühren -
die Äffchen wecken offenbar eher ihren Appetit,
wie die Forscher nun beobachten konnten:
Yet schüttelte den Plumplori gezielt aus dem Geäst, so dass er zu Boden stürzte.
Dann kletterte sie fix vom Baum
und tötete das benommene Opfer mit einem Biss in den Kopf.
Die Beute brachte sie anschließend zurück in die Baumkrone,
wo sie und ihr Kind den toten Primaten gemeinsam genüsslich verspeisten.



Wahrscheinlich entspricht dieses Verhalten der typischen Jagdstrategie der Orang-Utans,
sagen die Forscher,
denn Augenzeugenberichte und weitere Beobachtungen der Forscher legen dies nahe.
Der Grund, warum Orang-Utans die Plumploris aus dem Geäst schütteln und nicht schon
gleich im Baum erbeuten,
liege dabei auf der Hand: Die Äffchen sind zwar langsam und behäbig,
aber nicht wehrlos ?
ihr Biss ist giftig und kann für einen Orang-Utan böse enden.
Deshalb versuchen die großen Menschenaffen
die Beutetiere zu verletzen oder zu töten,
bevor sie ihnen zu nahe kommen, vermuten Madeleine Hardus und ihre Kollegen.
Möglicherweise wird diese Jagdtechnik unter den Orang-Utans auch von
Generation zuGeneration weitergegeben.

Von Schimpansen ist ebenfalls bekannt, dass sie gelegentlich
kleine Affenarten erbeuten und verspeisen
.
Dies machen sie im Gegensatz zu den Orang-Utans aber gerade dann,
wenn es genügend pflanzliche Nahrung gibt.
Vermutlich spielt es in diesen Überflusszeiten keine so große Rolle,
wenn Schimpansen für ihre teils aufwendigen
Jagden viel Energie verbrauchen,
sagen die Forscher.
Alle bisherigen Beobachtungen zum Jagdverhalten
der Orang-Utans wurden dagegen in Zeiten gemacht,
in denen pflanzliche Nahrung
besonders knapp war.
Offenbar nutzen die Tiere dann jede Gelegenheit,
ihren Speiseplan mit Plumplori-Fleisch zu bereichern.
Gibt es dagegen wieder genügend pflanzliche Nahrung,
meiden sie eher das Risiko eines giftigen Bisses.
Quellle: Madeleine Hardus (Universität Amsterdam)